Artikel
0 Kommentare

10 Tage mit Netflix in Deutschland

Netflix Logo

Seit dem 16. September ist der Streaming-Anbieter Netflix offiziell in Deutschland verfügbar. Die ersten 30 Tage sind kostenlos und zehn Tage sind eine gute Zeit um auszuprobieren, ob sich ein Netflix Abo lohnt oder nicht. Der Spoiler vorneweg: Ja, es lohnt sich. Dazu gibt es jedoch einige Tipps und Services, die Netflix erst richtig lohnenswert machen.

Was bietet Netflix?

Netflix bietet Streams von Filmen und TV-Sendungen auf Abruf. Im Gegensatz zu Amazon Prime Video und einigen anderen Mitbewerbern sind sämtliche Inhalte eingeschlossen, so dass es keinen separaten Einzelabruf gibt. Pro Monat muss man dafür zwischen 7,99€ und 11,99€ auf den Tisch legen. Ersteres beinhaltet nur einen Stream in SD-Qualität, letzteres bis zu vier parallele Streams und 4K-Auflösung.
In 4K sind jedoch bislang nur wenige Inhalte vorhanden und die scheinen auch nur an wenige für 4K geeignete Fernseher ausgegeben zu werden, so dass man auf HD-Bildschirmen nicht mehr Qualität etwa durch Downsampling oder eine höhere Bitrate rauskitzeln kann. Dementsprechend dürfte die Mehrheit beim Monatspreis von 8,99€ hängen bleiben, der zwei parallele HD-Streams bietet. Die parallelen Streams kann man problemlos von wo auch immer mit welchem Gerät auch immer nutzen, eine nervige Aktivierung und De-Aktivierung, wie man es z.B. mit Inhalten im Playstation Network machen muss, entfällt. Clients für Netflix gibt es für Unmengen an Systemen, lediglich Linux scheint derzeit noch nicht offiziell unterstützt zu werden. Dieser Text beruht auf die Nutzung im Webbrowser (Safari unter OS X) und der Playstation 3.

Im Vergleich zu anderen in Deutschland verfügbaren Anbietern ist sowohl das Angebot als auch der Preis durchschnittlich. Den wohl günstigsten Preis bietet Amazon Prime Instant Video mit einem Jahresbetrag von 49€ bzw. nur 24€ für Studenten sowie vielen weiteren Vorteilen, die man durch Amazon Prime erhält. Für mich gibt es jedoch einige Gründe, die für Netflix sprechen.
Einer ist, dass Amazon Instant Video für mich trotz des günstigen Preises leider fast völlig unbrauchbar ist, da ein Großteil des Angebots aus ausländischen Inhalten besteht, von denen nur ein Promilleanteil in der Originalsprache verfügbar ist. Untertitel gibt es so gut wie nie und wenn, dann sind sie fest eingebunden.
Bei Netflix ist es genau anders herum: Der Anteil ausländischer Produktionen, die nicht in der Originalsprache verfügbar sind, ist winzig und betrifft zumeist Kinderserien, die vermutlich für den deutschen Markt aufs übelste geschnitten und neu zusammengesetzt wurden. Auch Untertitel sind verfügbar, diese jedoch zumeist nur in der Zielsprache. Während im Amazon-Katalog Originalversionen und übersetzte Versionen strikt getrennt sind, bietet Netflix einen fliegenden Wechsel der Tonspuren an. Das Amazon-System hat jedoch auch seine Vorteile: Bei Netflix wird i.d.R. die Videospur der Übersetzung verwendet. Wenn im Bild Inhalte verändert wurden (Titeleinblendungen, feste Untertitel, etc.), sieht man sie also auch, wenn man die Sprache auf die Originalfassung umschaltet.

Wie schlägt sich Netflix im Vergleich zu Blu-Ray und Fernsehen?

Frei empfangbares Fernsehen in Deutschland kann man in die Tonne treten. Bestenfalls gibt es Untertitel, die Sprachwahl funktioniert fast nirgends und wenn doch, hat man wie z.B. bei Arte lediglich die Wahl zwischen Französich und Deutsch. Die 720p-Ausstrahlung mit relativ geringer Datenrate reißt niemanden vom Hocker. Die Privat-Sender sind inhaltlich und technisch irgendwo in der Vorsteinzeit stehen geblieben und senden ihre freien Programme in SD-Qualität. Und ja, dieser Text wurde im Jahre 2014 geschrieben. Das Fernsehen hat den Vorteil, dass alle Nutzer die gleichen Inhalte zur gleichen Zeit sehen und damit bei Diskussionen im Netz und sonstwo auf identischem Wissensstand sind.

Die Blu-Ray ist, vielleicht von den wenigen 4K-Inhalten einmal ausgenommen, weiterhin das Non-Plus-Ultra. Weder Netflix noch Amazon kommen an die Bildqualität einer guten Blu Ray ran. Weiterhin hat man auf der Blu Ray ein größeres Angebot an Sprachen, Untertiteln und Bonusinhalten sowie ein physisches Medium, dass sich (außer bei Kontakt mit Säure und Feuer 😉 ) nicht plötzlich in Luft auflöst.

Das Angebot von Netflix und co. füllt hier eine gute Lücke für Viel-Gucker und Serien-Fans. Die Bildqualität ist nicht überragend, aber auch nicht schlecht und alle Male besser als im Fernsehen. Rein subjektiv kommt es mir vor, dass die Bildqualität von Amazon dabei jedoch noch ein wenig über der von Netflix liegt. Bei Amazon kam es bei mir jedoch häufiger mal zu Problemen, dass die Server von Amazon überlastet schienen und statt 1080p die Bildqualität eher an die ersten Versuche von Youtube erinnern oder der Stream komplett weg war. Die Inhalte sind jedoch zumeist nicht dauerhaft verfügbar und verschwinden nach einiger Zeit (von einem Monat bis über ein Jahr ist alles dabei) wieder aus dem Katalog. Leider fehlt es da an Transparenz. Bei Amazon ist es mit der PS3 überhaupt nicht ersichtlich, wann Inhalte verschwinden. Von einem Tag auf den anderen sollte ich für meine Watchlist, die hauptsächlich aus Dr. Who und anderen BBC-Produktionen bestand, über 100 Euro für den Kauf bezahlen. Bei Netflix sieht man zumindest einen Hinweis, den aber auch nur auf den zweiten Blick, in dem man sich die Filmbeschreibung anschaut. Eine extra Kategorie „zeige alles, was nächsten Monat abläuft“ fehlt jedoch.

Mit Netflix um die Welt

Der große Vorteil von Netflix ist jedoch, dass der Dienst in vielen Ländern verfügbar ist und jeweils unterschiedliche Kataloge mit sich bringt. Um diese Vorteile nutzen zu können gibt es Proxy-Dienste wie Unlocator. Für $4.95 pro Monat stellt Unlocator einen komfortablen Backend, in dem man seine gewünschte Region wählen und ändern kann, sowie einen entsprechenden Proxy zur Verfügung. Dadurch, dass es sich um einen DNS-Proxy handelt, lässt er sich mit minimalstem Aufwand auf so gut wie jeder Plattform nutzen. Lediglich auf einige wenige Features wie z.B. die Möglichkeit, eine Watchlist zu erstellen, muss man in den Gastländern verzichten.

Nachdem einen nun die ganze Welt von Netflix offen steht, fehlt nur noch die Übersicht, was man wann wo schauen kann. Eine erste Anlaufstelle für die Suche ist das Angebot von Moreflicks. Hier kann man nach Filmen oder TV-Serien suchen und bekommt angezeigt, in welchem Dienst (unterstützt werden Netflix, iTunes, Hulu und einige weitere ausländische Anbieter) und in welcher Landesversion die Inhalte zur Zeit verfügbar sind. Zum Teil ist die Seite auch dazu geeignet, um nach ablaufenden Inhalten Ausschau zu halten.

Über whatsnewonnetflix kann man sich für alle Netflix-Länder eine Liste der zuletzt dem Katalog hinzugefügten Neuheiten ansehen. Eine Aufzählung von demnächst ablaufenden Inhalten gibt es jedoch leider (derzeit) nicht.

Ein weiteres empfehlenswertes Blog ist WhatsOnNetflixNow. Dort werden lediglich die Inhalte des US-Kataloges besprochen, aber es gibt einige Reviews und gute und übersichtliche Informationen über demnächst ablaufende Filme und Serien.

Mit einem guten Überblick durch verschiedene Blogs und der Möglichkeit auf sämtliche Länder-Kataloge zuzugreifen ist Netflix definitiv sein Geld wert. Neben der schlechten Kennzeichnung von ablaufenden Filmen gibt es nur zwei Dinge, die mich bislang gestört haben. Zum Einen gibt es keinen Offline-Modus, der für Reisen ungemein praktisch wäre. Darüber hinaus scheint man für einige Filme und Serien kein restauriertes Bildmaterial zu verwenden, auch wenn bereits restaurierte Blu-Ray-Fassungen davon existieren.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.