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Taifun Jebi im Garten – Unwetter mit fliegenden Dächern

Zum zweiten Mal in diesem Jahr sind wir hier in Osaka direkt von einem Taifun heimgesucht worden. Dazu gab es dann noch ein starkes Erdbeben, Rekordregen mit Überflutungen und eine wochenlange Hitzewelle mit bis zu 39,7 Grad. Langweilig war der Sommer nicht. Der erste Taifun war noch ziemlich harmlos, zumal er in der Nacht kam, aber heute sollte es anders werden. Schon im Vorfeld predigten die Medien vom stärksten Taifun seit 25 Jahren in der Gegend. Ein Bericht mit Video, Bildern und fliegenden Dächern:

 

Vor dem Taifun

Taifune kommen nicht wirklich spontan. Sie entstehen irgendwo über den Pazifik und wandern dann hin und her, insofern ist man bestens vorgewarnt. Bei den meisten Taifunen gibt die ehemalige Staatsbahn JR schon vorher großzügige Einschränkungen und Zugausfälle bekannt, während die Privatbahnen zumeist den Betrieb solange aufrecht erhalten, wie es von der Sicherheit her verträglich ist. Aber der Taifun heute sollte stärker werden und vor allem nicht früh morgens oder spät abends zu uns kommen, sondern direkt am Mittag und dem frühen Nachmittag. So haben dann auch die JR und die Privatbahnen gleichermaßen Verkehrseinschränkungen ab dem Morgen und eine komplette Einstellung des Schienenverkehrs ab Mittag bekanntgegeben. Und wenn von den 20 Millionen Einwohnern in der Region kaum jemand zur Arbeit oder zur Freizeit kommt ist man gleich bei den nächsten Auswirkungen: Viele Kaufhäuser, Kinos, Freizeitparks und auch eine Anzahl an anderen Firmen haben für heute dicht gemacht. Ich hatte am Dienstag sowieso laut Dienstplan frei und hab vorher meine Vorräte an Pizza, Red Bull und Monster aufgefüllt, so dass ich mich bequem zurücklehnen konnte.

Der Taifun kommt vorbei

Frühmorgens war dann noch schönes Wetter und Sonnenschein, aber das sollte sich schnell ändern. Erst war die Sonne weg, das Wetter ging von 30 auf 25 Grad runter und auch der Luftdruck beschloss, sich auf unter 963 hPa einzupegeln. Dafür gab es ein bisschen Regen und ein bisschen Wind, wie wir Norddeutsche sagen würden. Der Regen, der sowohl von oben, als auch von links, rechts und unten gleichermaßen regnete, ließ dann irgendwann etwas nach, aber dafür legte der Wind noch eine Schüppe drauf. So saß ich dann gemütlich am Fenster, während vor dem Haus Blätter, Äste, kleine Bäume und des Nachbars Garagendach vorbeiflogen. Hier im Hinterhof war es dann doch etwas ruhiger, und so flogen wenigstens keine Fahrräder und Autos vorbei.

Nach dem Taifun

Irgendwann ließ dann auch der Taifun ein wenig nach und es wurde Zeit für eine Bestandsaufnahme: Haus okay, Strom war da, Internet war da, Wasser war da, Fernsehen war da. So bin ich doch erfreulicherweise ziemlich gut weg gekommen. Arbeitskollegen teilten Fotos von fliegenden sowie in diversen Positionen liegenden Bäumen und Autos. Irgendwo gab es stundenlang einen Stromausfall. Auf dem Weg zum Einkaufen habe ich dann einen kleinen Spaziergang in der Nachbarschaft gemacht: Es hat viele Rolladen, Dachziegel und einige Hausfassaden getroffen. Auch ist eine Mauer halb eingestürzt. Das überrascht mich insoweit, als dass beim letzten großen Erdbeben vor ein paar Monaten eben eine Grundschülerin von so einer billig und unsicher gebauten Mauer vor ihrer Schule erschlagen wurde, woraufhin ein halber Skandal entbrannte und man natürlich jetzt auf einmal ganz plötzlich diese gefährlichen Mauern entschärfen wollte. Beim Schrein in der Nähe ist viel Grünzeug und auch einiges an Ziegeln heruntergekommen. Aber in meinem Viertel scheint es keine Brände gegeben zu haben und auch keine Autos, die wie Spielzeug durch die Gegend geschleudert wurden. Im Nachbarbezirk ist ein älterer Mann ums Leben gekommen, der allerdings meinte, während des Taifuns auf das Dach seines Hauses klettern zu müssen, um dort Arbeiten durchzuführen. Im Fernsehen lief dann das „Worst Of“ als Dauerschleife: Fliegende Autos, fliegende Fahrradständer und fliegende Häuserfassaden. Der Zugverkehr immer noch komplett eingestellt, und einer der beiden Flughäfen war nicht nur zum Teil überflutet, sondern die einzige Verbindungstrasse dorthin wurde auch noch von einem Gastanker gerammt und beschädigt. Da habe ich ja noch Glück im Unglück gehabt. Meine einzige Sorge war, ob ich es morgen zur Frühschicht zur Arbeit schaffen würde. Doch auch dieses Problem hat sich erledigt: Auch auf der Arbeit scheint so einiges in die Brüche gegangen zu sein, so dass ziemlich kurzfristig entschieden wurde, dass dort morgen auch zu ist. Und so kommt es, dass ich dank des Taifuns zum ersten Mal seit vielen Monaten plötzlich drei Tage am Stück frei habe. Ich weiß gar nicht, was ich mit der vielen Zeit anfangen soll. Ich könnte ja mal wieder einen Blogeintrag hier schreiben.

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