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Nintendo Switch ist da. Vor 10 Jahren und 3 Monaten war ich begeistert.

Dieses Wochenende ist also die Nintendo Switch weltweit erschienen. Während ich die ersten Videos über die neue Konsole ganz vielversprechend fand, bin ich inzwischen etwas zurückhaltender geworden. Auch wenn das Hybridkonzept aus Handheld und stationärer Konsole super klingt, gibt es doch einige Gründe, mit dem Kauf noch zu warten.

Mein Nintendo-Lebenslauf ist lang. Vom Gameboy ging es über das NES zum SNES, das N64 habe ich ausgelassen (da ärgere ich mich heute drüber), Gameboy Advance, Nintendo DS, Gamecube, Wii, Nintendo DSi bis hin zum Nintendo 3DS. Nintendo-Fanboy könnte man sagen? Naja, immerhin liegt mein letztes wirklich bemerkenswertes Aha-Erlebnis mit Nintendo schon 10 Jahre zurück. Von der Wii war ich anfangs begeistert. Wirklich. Die Steuerung mit der Wii-Mote war eine Neuerung, die aber zugleich ganz retro irgendwie auch an die alten Pistolen (NES Zapper und co.) angelehnt war. Ein anderer Grund mag sicherlich auch gewesen sein, dass ich anno 2006 noch einen Röhrenfernseher betrieb, wodurch die Wii gut zur Geltung kam, während die Playstation 3 darauf sehr anstrengend zu spielen war aufgrund der kleinen und verwaschenen Schriften. Allerdings hat Sony im Gegensatz zu Nintendo aufs richtige Pferd gesetzt, denn schon 2007 gab es kaum noch Röhren zu kaufen und wer sein Wohnzimmerheiligtum modernisiert hat, der hat es mit einem HD- (oder den damals noch verkauften unsäglichen „HD-Ready“-)Glotzomaten getan. Schwache Hardwareleistung hin oder her, auf einem HD-Display (zumal diese ja mit der Zeit immer größer wurden) fällt die Wii in Ungnade.

Nachdem die neuen Möglichkeiten der Wii hinreichend erschlossen wurden, ist es mau geworden. Die großen Dritthersteller entwickeln seit jeher am liebsten für jede Plattform (das war ja schon zu NES und MasterSystem-Zeiten so), aber umso teurer die Entwicklungskosten für neue AAA-Spiele in den letzten 10-20 Jahren wurden, umso weniger Interesse ist da, ein „Exotensystem“ zu bedienen. Bekannt und zurecht berühmt ist Nintendo zwar immer schon für seine Eigenproduktionen von Mario bis Zelda, aber auch da gibt es Grenzen. Ich habe beim Anspielen der neueren Mario Kart und Smash Brothers Titel einfach nicht mehr das selbe Wow-Erlebnis gehabt wie bei den alten Titeln. Irgendwie kam mir alles schon bekannt vor und einen wirklichen Sprung habe ich nicht erlebt. Aus diesem Grund hat die Wii U nie den Weg zu mir gefunden und interessanterweise waren meine Gründe, die Nintendo Switch nicht vorzubestellen fast die gleichen Gründe wie damals bei der Wii U.

Die Nintendo Switch ist zu teuer

Die Nintendo Switch kostet hier in Japan umgerechnet 270 Euro und liegt damit auf dem gleichen Niveau wie die schon mehrere Jahre alte Playstation 4, die aber trotzdem eine höhere Leistung mitbringt und bereits über eine beachtliche Auswahl an Spielen verfügt. Gerade alte Spiele bekommt man oft irgendwo billiger und im Online-Store der Playstation gibt es ständig irgendwelche Sonderverkäufe. Nintendo hingegen ist konservativ. Auch alte Titel werden selten zum Spottpreis verkauft. Eines der wenigen Wii U Spiele, dass mich dazu bewegen würde, die Wii U zu kaufen, war Splatoon. Allerdings war die Wii U im letzten Jahr immer noch so teuer wie eine Playstation 4 und durch die Tatsache, dass die Produktion aufgeben wurde, obwohl Nintendo die Switch nicht einmal als direkte Nachfolgekonsole ansieht, sind die Preise sogar noch weiter gestiegen. Die Wii U ist inzwischen wesentlich teurer als eine neue Playstation 4. Irre.

Ist die Nintendo Switch zukunftsfähig?

Die Playstation 3 ist einen Monat älter als die Wii und in jedem Laden neu zu kaufen, während die Wii längst ausgestorben und sogar der Nachfolger Wii U schon aufgegeben wurde. Wenn man jetzt das Hauptmenü einer Wii öffnet, kommt man sich vor, als befinde man sich auf einem verlassenen Planeten, nachdem man den Weltuntergang verpasst hat. Fast sämtliche Inhalte sind abgeschaltet. Ebenso die Online-Modi für so gut wie alle Spiele. Gut, dass mag nicht allein Nintendo zuzuschreiben sein, sondern auch der Abschaltung von GameSpy, auf dessen Dienste Nintendo gesetzt hat. Mit viel Wohlwollen hätte man aber auch eine andere Lösung finden können. Die reine Hardwareleistung sagt natürlich nicht viel über die Qualität der Spiele aus, aber gerade in Verbindung mit dem obigen Punkt (zu teuer) stellt man sich natürlich auch die Frage, wie sicher es ist, an sich schon veraltete, „exotische“ Hardware zu kaufen.

Zu viele Kompromisse?

Auch Frage ich mich, ob Nintendo mit diesem Hybridsystem der Nintendo Switch nicht zu viele Kompromisse eingegangen ist. Nintendo sieht die Switch nicht als Wii U Nachfolger, sondern als Ergänzung zum 3DS. Die Switch selbst sieht im Grunde aus wie eines dieser (aus einem mir unbekannten Grund wohl sehr beliebten) „Phablet-Smartphones“ mit zwei kleinen Controllern zum Anstecken. Angespielt habe ich sie noch nicht, aber als ich sie das erste Mal in Natura gesehen habe, war ich überrascht, wie filigran diese Lösung ist. Für Party-Spiele bestimmt toll, aber für lange Sitzungen zuhause sieht es ziemlich unbequem aus. Dazu soll die eingeschränkte Leistungsfähigkeit im TV-Modus z.B. für Ruckler bei Zelda sorgen. Im Handheld-Modus ist es besser, aber da liegt die Laufzeit bei unter 3 Stunden und wird ja tendenziell noch abnehmen, je älter der Akku wird. Im Vergleich zum 3DS oder zur Playstation Vita ist das irgendwie weder Fleisch noch Fisch. Auch ein Grund eher noch abzuwarten.

Abgesehen von Zelda kein Anreiz bei den Spielen

Zugegeben, Zelda reizt mich wirklich, auch wenn die Entwicklungszeit des Spiels gefühlt ewig war. Aber sonst? Puyo Puyo Tetris ist toll, habe ich aber schon seit Jahren für die Vita. I am Setsuna ist toll, gibts aber auch schon für die PS4. Skyrim ist sogar noch älter und während es inzwischen eine verbesserte PS4 Version gibt, ist es auf der Switch noch nicht einmal erschienen und wird vermutlich auch nur in einer Qualität wie der alten PS3-Version erscheinen. Was bleibt noch? Bomberman klingt ganz lustig. Ansonsten kann man ruhig noch warten, bis die Auswahl größer ist.

Nintendo gängelt seine Kunden

Nintendo ist ja schon seit jeher für seine Arroganz bekannt, die ja im Endeffekt sogar zum Geburtshelfer der Playstation geworden ist.  Naja, eigentlich könnte man Nintendo dafür sogar dankbar sein ;). Aber Nintendo ist eben auch verdammt umständlich. Nehmen wir mal die digital gekauften Spiele: Auf der Playstation kann ich mich einloggen und meine Spiele laden, z.B. wenn ich zu Besuch bei einem Kumpel bin. Beim 3DS und bei der Wii waren die Spiele an eine Konsole gebunden. Anderswo herunterladen war nicht.
Und wenn die Konsole kaputt geht? Dann muss halt alles zu Nintendo eingeschickt werden, die dann die Lizenzen übertragen. Verdammt umständlich. Aber andere Dinge stören noch mehr: Meine Vita, PS3 und PS4 kann ich so von Japan nach Deutschland mitnehmen und zurück. Das Netzteil frisst alles, egal ob 100 oder 230 Volt. Für die 3DS und für die Wii musste ein neues Netzteil her. Schlimmer noch die künstliche Kundengängelung a.k.a. „Regionalsperre“. Während die Handhelds von Sony seit jeher ohne Regionalsperre auskommen und man seit der Playstation 3 für so gut wie sämtliche Spiele auf eine Regionalsperre verzichtet hat, ist Nintendo genau den anderen Weg gegangen und hat mit dem 3DS sogar noch Regionalsperren für Handhelds eingeführt. Den Sinn, für Geräte, die man auf Reisen mit in andere Länder nimmt, Regionalsperren einzuführen, muss man mir erst einmal erklären. Kundenunfreundlicher geht es kaum. Inzwischen scheint selbst Nintendo dies eingesehen zu haben und hat angekündigt, dass es für die Nintendo Switch keine Regionalcodes geben wird. Das ist in der Tat ein wirklicher Lichtblick.

Fazit

Kurz und Knapp: Abwarten und Tee trinken. Auch wenn ich keine „Must-Have“-Euphorie wie bei der Wii verspüre, finde ich die Nintendo Switch interessant und hoffe, dass Nintendo das Konzept richtig zu nutzen weiß und die neue Konsole nicht so kurzlebig wie die Wii und Wii U sein wird. Ich werde ein paar Monate ins Land streichen lassen und dann vielleicht versuchen eine Switch mit Splatoon 2 zu ergattern. Vor allem hoffe ich, dass Sony langfristig doch irgendwann mal einen Vita-Nachfolger auf den Markt schmeisst, denn wie heißt es so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.

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